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Gemeinde Taching tritt dem Regionalwerk bei

von Kathrin Stoiber

Taching am See. Ohne die Kommunen schafft Deutschland die Energiewende wohl nicht. Zudem endet seit 2021 für die ersten Photovoltaikanlagen die staatliche Förderung erneuerbarer Energien. Viele Anlagenbesitzer, aber auch Handwerker und Installateure sind deshalb besorgt, da die dann 20 Jahre alten Anlagen durchaus noch funktionieren und Strom erzeugen. Mit Ende der sogenannten EEG-Förderung verlieren sie ihren Sonderstatus bei den Einspeiserechten. Nach der aktuellen Gesetzeslage dürfen sie künftig nur über einen Direktvermarkter Strom ins Netz liefern.

Genau hier setzt das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel, ein von 16 Mitgliedsgemeinden aus der Region gegründetes Kommunalunternehmen, an und bietet entsprechende Lösungen: Es hat ein virtuelles Kraftwerk installiert, das von den Solarstrom-Anlagen betrieben wird, aber auch Biogasanlagen sollen sich beteiligen können. Das virtuelle Kraftwerk kümmert sich also um die reibungslose Versorgung mit grünem Strom aus der Gegend. Dies ist eines der aktuell wichtigsten Handlungsfelder des Regionalwerks. Über das virtuelle Kraftwerk können die Kommunen beispielweise ihre verstreuten Liegenschaften relativ unkompliziert mit Eigenstrom aus eventuell vorhandenen eigenen PV-Anlagen versorgen. Virtuelle Kraftwerke sind also ein geeignetes Instrument für die Energiewende und gelten als große Hoffnung der deutschen Energiewende. Das Prinzip: viele kleine Stromerzeuger wie Solarkraftwerke, Windräder oder Biogasanlagen werden rechnerisch verbunden zu einem großen. Zusammen haben sie dann die Kapazität eines kleinen Kraftwerkes. Und damit auch Marktmacht.

Ein wichtiges Feld des Regionalwerks bildet auch die Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern bei der Wärme, die hier noch höher ist als beim Strom. Hier setzen die Gemeinden auf grüne Fernwärme. Die entsteht zum Beispiel in Biogasanlagen, in der Solarthermie oder auch in der Tiefen-Geothermie und eignet sich zur Wärmeversorgung auch in den Dörfern der Region. Denn für viele Kommunen spielt die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung in den Dörfern und Weilern eine entscheidende Rolle. Viele Bürger hoffen auf vernünftige Alternativen zu Öl- oder Gasheizungen. Hier unterstützt das Regionalwerk die beteiligten Kommunen von der Konzepterstellung, über die Planung und den Bau bis zur späteren Betriebsführung – je nach Wunsch der jeweiligen  Kommunen, die in den allermeisten Fällen in der Verwaltung dafür kein Personal zur Verfügung haben. Aber gemeinsam gibt es Lösungen.

Die dazugehörenden Gemeinden können jedoch noch aus einem weiteren großen Strauß an Möglichkeiten schöpfen, die ihnen das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel anbietet. Unter anderem zählen auch die Errichtung von eigenen regenerativen Energiegewinnungsanlagen und der Verkauf von regionaler, regenerativer Energie zum Geschäftsmodell.

Das Angebot stößt auf großes Interesse bei den Gemeinden. Denn derzeit liegen dem Regionalwerk 40 Interessenten vor, die einen Beitritt wünschen. Dazu zählte auch die Gemeinde Taching am See. In der jüngsten Gemeinderatssitzung machte Taching am See von der Beitrittsmöglichkeit Gebrauch. Das Gremium beschloss einstimmig, sich am Regionalwerk zu beteiligen. Als neuer Gesellschafter muss die Gemeinde wie alle anderen Gemeinden auch eine Stammeinlage von 15.000 Euro einbringen und weitere 15.000 Euro zum Kapital des Unternehmens beisteuern. Dafür ist sie als Kapitalgeber auch Gesellschafter des Unternehmens. Im Falle des Ausscheidens aus dem Regionalwerk erhält die Kommune das Stammkapital sicher zurück, während die Rückzahlung der Kapitaleinlage aufgrund abweichender rechtlicher Meinungen noch offen ist.

„Aufgrund vieler Interessensanfragen von Kommunen seit der Unternehmensgründung im Jahr 2021 hat der Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens eine befristete Beitrittsmöglichkeit zu den Gründungskonditionen des Unternehmens bis Ende Juli 2022 beschlossen“, informierte Bürgermeisterin Stefanie Lang vor der jetzigen Beschlussfassung.  Vor wenigen Wochen habe dazu ein Informationsabend stattgefunden, in der die Gemeinderäte letzte offene Fragen klären konnten. Kurz danach sei der Beitritt in der Ratssitzung beraten worden, wobei noch offengeblieben sei, ob private Anbieter ihren Strom an das Regionalwerk liefern dürfen, wenn die Gemeinde kein Mitglied ist. „Ja wir werden sowohl das virtuelle Kraftwerk als auch den regionalen Strommarkt nicht von einer Mitgliedschaft der Kommune abhängig machen“, versicherte Lang.

Zu Beginn dieser Sitzung bestellte der Gemeinderat Marianne Sailer-Schneckenpointner zur neuen Behindertenbeauftragten der Seengemeinde. Zugleich verabschiedete das Gremium Anneliese Streitwieser aus diesem Ehrenamt, das sie etwa 16 Jahre lang mit großer Leidenschaft ausfüllte. (Darüber berichten wir noch ausführlich).

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